Tour de Lorraine 10. Januar 2004
Zum vierten Mal in Folge wird am 10. Januar 2004 die Tour de Lorraine
zu Gunsten der Protestaktionen gegen das World Economic Forum (WEF)
gefeiert. In fünf verschiedenen Lokalen dies- und jenseits
der Lorrainebrücke wird ein reichhaltiges kulturelles Angebot
offeriert, das zum Denken und Feiern, zum Tanzen und Diskutieren
und nicht zuletzt auch zum Demonstrieren und Protestieren anregen
will.
Das von der Anti-WTO Koordination Bern, attac Bern, OeME Kommission
Bern-Stadt, sowie den beteiligten Lokalen gemeinsam organisierte
Fest kostet 20 Fr. Eintritt. Der Gewinn ist für die verschiedenen
Protestaktionen gegen das WEF Jahrestreffen bestimmt.
--- Dachstock --- 22:00 |
►►► Hip Hop |
DJ Vadim (Ninja Tune, Jazz Fudge / UK) – Russian Percussion:
«The Art Of Listening», featuring: Blu Rum 13 (Bullfrog /
CAN), Mr. Thing (Scratch Perverts / UK), Yarah Bravo
(Mistress Of Poetic Innovation) & Support: Live - Reverse
Engineering (GE), Local Support: Round Table Knights
(Revolt Records / BE)
Seit er als junger Hip Hop-Fan
seine Zelte in Moskau abgebrochen hat, um von London aus seine Aktivitäten
zu bündeln, hat sich Vadim Peare sicherlich nicht von ungefähr den
Ruf des «hardest working man in show business» eingehandelt: Er
betreibt sein eigenes Label Jazz Fudge, ist Produzent nicht nur
der eigenen Tracks, sondern hat auch die spanische Gruppe 7 Notas
7 Colorez unter seine Fittiche genommen, ist Promoter, Plattensammler
und Radio-Präsentator, findet bisweilen gar Zeit zum Malen und Schreiben,
so dass es von ihm heisst, dass er wohl beim ersten Mal, da er den
Satz «Don't sleep» gehört hat, dessen Inhalt wörtlich genommen hat.
Denn in der obigen Aufstellung fehlen noch einige Dinge, wie zum
Beispiel, dass er als DJ oft den grössten Teil eines Jahres auf
Tour verbringt, und nebenbei seinen nicht unwesentlichen Beitrag
leistet zur Erarbeitung eines Netzwerks des globalen, innovativen
Hip Hop-Untergrunds, bis hin in dessen Randbereiche. Es war denn
auch nicht erstaunlich, dass er zur Unterstützung des Erscheinens
seines dritten «Russian Percussion»-Albums für Ninja Tune: «The
Art Of Listening» (das Remix-Album «USSR Reconstruction» nicht eingerechnet),
das dänische Trio Pelding mit auf Tour hatte. Dabei fiel ein weiteres
Mal auf, mit welcher Leichtigkeit er die rotierenden Plattenteller
in ein Live-Setting zu integrieren vermag. Zudem half das Zusammentreffen
mit der amerikanischen Youngblood Brassband zu einer Zusammenarbeit
im Studio, auf die wir gespannt sein dürfen. Vadim besucht uns dieses
Mal aus Anlass der ‚Tour de Lorraine’, mit Line-Up Mr. Thing, dem
World DMC Champion 2000 und Mitglied der Scratch Perverts, und dem
kanadischen MC Blu Rum 13. Das Line-Up wird abgerundet von Yarah
Bravo, welche schon im Sommer dem hervorragenden Track «Your Revolution»,
dem die Zensur in den USA zu erheblichem Aufsehen und dementsprechender
Werbung verhalf, obschon darin bloss die im Genre verbreiteten Macho-Gepflogenheiten
auf die Schippe genommen werden, ihre Stimme verliehen hat. Den
Abend vollständig zu einer runden Sache machen werden zudem die
Crew Reverse Engineering aus dem Welschland mit live dargebrachtem
«Abstract Hip Hop», und die Round Table Knights aus Bern, die sich
an den Plattenspielern zu Schaffen machen werden.
http://www.djvadim.com/
--- Brasserie Lorraine --- 20:30 |
►►► Rock |
Flieger – Experimental Jet Set (alternating sonic rock, BE)
Schon manchmal verloren wir
uns im Irrgarten der Rückkopplungen, Verzerrungen, dunklen und doch
sphärischen Gänge unserer Räume.
Als wir diese durchquerten, erreichten wir die
Landschaft der desolaten Töne. Diese inspirierten uns, das Gebilde
aus steinigem Rock, erleichternden Harmonien und tosendem Geräusch
zu einer Einheit zu formen.
Robbies Millions (Rock, BE)
1 Frau und 3 Männer = die neuste
Berner Rock-Formation. hat zu Beginn des Jahres 2003 zusammen gefunden.
Getroffen haben sich die vormaligen Mitglieder von Bands wie Flanger,
T-Bone, Rote Bete, Ufothek, Andy Trinkler Band, The Spine und Aquarium.
Der Name „Robbies Millions“ kommt nicht von ungefähr;
wir sind der aufgeblasenen Pop- Industrie und dem Kapitalismus sowas
von überdrüssig. So agieren wir lieber im Untergrund. Statt unsere
Leidenschaft zu verkaufen, spielen wir lieber harte Riffs und sarkastisch-süsse
Melodien. Die Welt ist nicht nur rosarot.
--- Café Bar Kairo --- 22:00 |
►►► Instrumentals |
Men from S.P.E.C.T.R.E. (60ies
Instrumentals / Winterthur)
Men from S.P.E.C.T.R.E. fanden sich 1998 zusammen
und eroberten in den darauffolgenden Jahren die Herzen und Ohren
einer immer grösser werdenden Fangemeinde im Sturm. Mit Auftritten
von England bis Italien, und Ostdeutschland bis Spanien brachten
sie ihre 60ies Verfolgungsjagd-, Schlägerei-, Spionage-, Discotheque
- Instrumentals unter die Leute.
http://www.men-from-spectre.org/
http://www.20min.ch/unterhaltung/musik/story/19168396
--- Du Nord --- 22:00 |
►►► electrified dancin' |
Wolfgang Schubert (Life) - electro_shox Ramax (random acoustics)
Peter Dzisko (Beam-Rec)
Das Resultat einer therapeutischen
Musikkur repräsentiert das neue Schaffen von Wolfgang Schubert,
live in Begleitung von Michael Schwarz am E-drum. Wenn Musik zum
Puffer wird, kann sich dies durchaus verlockend anhören. Live darf
elektronische Musik auch krachen und wenn sie dies tut, darf es
demnach aussehen, darum auch die Schlaginstrumente. Von Tech-Hop-Space
bis minimalfiligranen Dampfwaltz-House liefert ein Gig des auch
„charming vocalized nanobrek footseppers“ genannten Schuberts eine
klangheinlich irrwitzige Performance jenseits der 15“ eines Laptopbildschirms
aber mit dem Spannungsbogen eines DJ-Sets.
http://www.loop-o.net
http://www.electro-shox.net
http://www.beamrecords.com
http://www.randomacoustics.com
--- Restaurant O'Bolles --- 22:00 |
►►► Punk |
Pizza Prostata (Punk, Surf, Rock, College/Indie/Lo-Fi - BE)
We kicked off in 1992 as a 5-Piece Punk Group called
the Sausage Factory. Doing weird things onstage was and is part
of the act - anyone can play a guitar, but not everyone will get
onstage with a cows brain cellotaped onto their head or paint themselves
blue and set off fireworks three floors underground. In 1996 we
split and became a 4-Piece unit called Pizza Prostata. We experimented
with industrial sounds and loads of electronics. We had to, seeing
our drummer left for scotland, where he staied for a year to study
and experience the scottish style of wrestling. We took a break
for a couple of years and found back to our rocking roots. Basic,
simple, straight forward songs in the classical drums, base, guitar
and vocals setup. Great songs played badly but with passion.
http://www.pizzaprostata.com/
http://artists.iuma.com/IUMA/Bands/Pizza_Prostata/
Tojo Theater 20:00 |
►►► Politisches
Kabaret |
Ferruccio Cainero - Windmühlen
In seinem neuen Stück „Windmühlen“ schlüpft Ferruccio Cainero in
die Rolle eines modernen Sancho Pansa. Der ungebildete Knappe spricht
über historische und zukünftige Don Quichiottes, verwechselt dabei
jedoch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Heroische Gesten, Lieder,
Träume und Enttäuschungen vermischen sich zu einem mitreissenden
Sturm.
Obwohl Sancho Pansa nur ein ungebildeter Bauer ist verfügt er
über eine grosse Erinnerungsgabe und eine ungeheure Sprachfertigkeit.
Die moderne Medienmaschinerie will so manches vergessen machen,
doch Sancho Pansa vergisst nichts, vor allem nicht das Unrecht.
Der
aus Udine stammende Clown und Schauspieler besticht durch sein einzigartiges
deutsch-italienisches Kauderwelsch, mit dem er die Absurditäten
der globalisierten Gegenwart aufspiesst und sich nicht scheut, Position
zu beziehen.
„Im Juli 2001 während einer Demonstration gegen
die Zusammenkunft der G8 in Genua, wurde mit einem Schuss aus der
Pistole eines Polizisten der Junge Carlo Giuliani getötet.
Die ersten Informationen, die über das Fernsehen
gebracht wurden, beschrieben Carlo als einen halbstarken, entgleisten,
gewalttätigen Jugendlichen.
Carlo Giuliani hingegen war eine bewundernswerte
Person, ein Pazifist und Poet.
Ich gehöre der Generation der Eltern von Carlo
Giuliani an, der Generation der 68iger, viele Jahre sind vergangen
aber ich persönlich habe nie aufgehört von Luftschlössern zu träumen
und gegen Windmühlen zu kämpfen.
Es ist es eine grosse Freude und Ehre für mich
im Rahmen von ‚Perspektiven nach Davos’ mit euch meine Träume und
Erinnerungen zu teilen und von euch neue Träume zu lernen.“
Feruccio Cainero ist Preisträger des Schweizerischen Kleinkunstpreises
2002 und des österreichischen Kunstpreises Salzburger Stier 2003
http://www.ferrucciocainero.ch
Kino Reitschule 20:00 |
►►► Videonacht |
Filme zur Antiglobalisierungsbewegung
20.00: Horribly Stupid Stunt Video!
Ja, es gibt auch Aktivismus fern ab der Strassenromantik, im Cyberspace
und in sterilen Konferenzgebäuden. Eine Gruppe internationaler
Online-Globalisierungsgegner namens "The Yes Men" betreiben
mit www.gatt.org
seit Jahren eine kritische Verfremdung der offiziellen WTO-Homepage.
Delikates Detail: Der Spoof ähnelt dem Original optisch derart,
dass er kaum als solcher erkannt wird. Inhaltlich aber ist das Online-Angebot
ordentlich verdreht, bzw. richtigstellend, wenn es um die Freihandelsgelüste
der WTO geht.
Hätten das auch die Organisatoren eines Juristenkongresses
in Österreich erkannt, wäre ihnen einiger Spott erspart
geblieben. Im Oktober 2000 war - per Kontakt über die gefakte
Homepage - einer ihrer Aktivisten als vermeintlicher WTO-Vertreter
zu einem österreichischen Juristenkongress eingeladen worden
und auch prompt erschienen. Das Salzburger Auditorium staunte nicht
schlecht über den Vortrag eines gewissen Dr. Andreas Bichlbauers,
der etwa über die Faulheit der Italiener dozierte, die Vorteile
der Versteigerung von Wählerstimmen erläuterte und über
die Notwendigkeit einer einheitlichen Weltkultur philosophierte.
Am Ende des Referats wurde der falsche Doktor mit einer "vergifteten"
Torte beworfen und "starb" Wochen später sogar an
den Folgen des Attentats. Die Yes Men haben diese schrägen
Ereignisse minutiös dokumentiert und zu diesem Film montiert.
Ein Film von The Yes Men, 2001, 45 min., englisch gesprochen
Homepage: www.theyesmen.org
Gefakte WTO-page: www.gatt.org
21.00: This is what democracy looks like!
Der Film thematisiert die Ereignisse rund um eine Demonstration
gegen das WEF in Salzburg, wo am 1. Juli 2001 dessen European Economic
Summit stattfand. Um den ordnungsgemässen Ablauf der ökonomischen
Globalisierung sicherzustellen, wurde der im Zentrum Salzburgs liegende
Tagungsort weiträumig abgesperrt und Demonstrationen verboten.
Dennoch liessen sich viele WEF-GegnerInnen nicht einschüchtern
und gingen auf die Strasse. Grundlos wurden sie von der Polizei
eingekesselt und über sieben Stunden lang festgehalten.
Im Gegensatz zu den dominanten medialen Darstellungen, welche die
Akteure der anti-kapitalistischen Proteste entweder als naive oder
als gewaltbereite Chaoten verunglimpfen, nehmen Protestierende in
diesem Film die Rolle von aktiven SprecherInnen ein.
Ein Video von Oliver Ressler, 38 min., 2002, deutsch gesprochen
Infos: www.t0.or.at/democracy
21.45: Gas e pallottole (Gas und Geschosse)
Anlässlich von Grossdemonstrationen wie gegen den G-8 Gipfel
in Genf oder das WEF in Davos macht die Schweizer Polizei skrupellos
von ihren Waffen des ?unfriedlichen Ordnungsdienstes? Gebrauch.
Laufend baut sie ihr Arsenal aus. Der Film kontrastiert die beschönigende
Vorführung der Polizeiwaffen durch Polizeikommandanten und
die Schweizerischen Polizeitechnischen Dienste mit deren oftmals
brutalen Einsätzen gegen DemonstrantInnen. Die Polizeigewalt
wird an verschiedenen Beispielen exemplarisch aufgezeigt: am Sturm
auf das Kulturzentrum Usine in Genf durch Polizeischlägertrupps
sowie der Einsatz von Blendschockgranaten gegen DemonstrantInnen.
Ein Film von Mariano Snider und Serena Tinari, 2003, 28 min., deutsch
gesprochen oder untertitelt.
22.30: Schenglet
"Jeder Mensch hat das Recht auf Freizügigkeit und freie
Wahl seines Wohnsitzes innerhalb eines Staates." (Artikel 13.1
der Menschenrechtserklärung).
Die europäischen Einwanderungsbehörden haben das Vergnügen,
Ihnen Schenglet vorzustellen, ein neuartiges elektronisches Armband
mit Visumsfunktion, das Sie während ihres Aufenthalts in Schengen-Europa
begleitet. Auf den ersten Blick erleichtert das Armband den freien
Personenverkehr innerhalb der Schengen-Zone. Eine genauere Betrachtung
bringt jedoch Beängstigendes an den Tag: Mittels der elektronischen
Armbänder werden Einreisende in die EU während ihres Aufenthalts
überwacht. Und vor allem wird ihre Wieder-Ausreise garantiert.
Ein Film von Laurent Nègre, 2003, 7 min., französisch
gesprochen, deutsch und englisch untertitelt.
Homepage: www.schenglet.org
22.40: Sein und Schein der Firma Nestlé
Nestlé-Chef Brabeck quasselt am Open Forum des WEF 2003
in Davos über seine philantropische Mission im Rahmen des Global
Compact. Die Unternehmensgrundsätze des Nahrungsmittelmultis
werden jedoch durch Berichte einer kolumbianischen Nestlé-Gewerkschaftlerin
sowie eines brasilianischen Wasserexperten in ein anderes Licht
gerückt. Wenn Profite winken, gehen Menschenrechte, Umweltschutz
und Produktequalität flöten. Ensprechend ist für
Brabeck Nachhaltigkeit, wenn Dein Urgrossvater, Dein Grossvater,
Dein Vater, Du, und Deine Kinder weiterhin treue Nestlé-Kunden
sind.
Ein Film des Kollektivs Nes-telé, 2003, 15 min., deutsch
gesprochen, französisch und spanisch untertitelt.
23.00: davosexpress
Am 25. Januar 2003 wollten mehrere Tausend GlobalisierungskritikerInnen
gegen das World Economic Forum demonstrieren. Am frühen Morgen
fuhr in Genf der Davos Social Express in Richtung Davos los. Mit
an Bord eine bunt gemischter Haufen von Menschen, denen eines gemeinsam
war: ihre dezidierte Ablehnung des WEF und der weltweiten Kriege.
Ein welsches Filmteam hat die DemonstrantInnen begleitet und die
Etappen des Tages festgehalten. Zwar sprechen etwas gar viele männliche
Alt-68er, Schriftsteller, Mathematikprofessoren, Historiker, Nationalräte
und Studenten, die Metapher des bunten Zuges als Sinnbild für
die globalisierungskritische Bewegung ist jedoch gut gelungen.
Ein Film von Frank Preiswerk und Vania Paratte, 2003, 40 min.,
französisch gesprochen
23.45: No WEF ? No War. Proteste gegen das World Economic Forum
2003 in Davos
Gelungenes Stimmungsbild der Anti-WEF Proteste und der Demonstration
vom 25. Januar 2003 aus AktivistInnenperspektive. Landquart, Fideris
und Davos: vielfältig, bunt und laut. Der Film lässt die
Bilder und die Musik sprechen. Wie es WIRKLICH war...
Ein Film von Muh-vie, 2003, 18 min., deutsch gesprochen
|